Dienstag, 8. Juni 2010

Verleger fordern trotzig Geld von Facebook

Ich bin ja nun nicht vom Fach. Das moechte ich ausdruecklich erwaehnen. Also kann ich mit meiner Argumentation auch meine eigenen Gedanken zum Ausdruck bringen.
Ob sich mein Verstaendnis mit der harten Verleger-Realitaet deckt, kann ich daher auch schlecht beurteilen. Fuer mich erscheint es logisch.

Ich verfolge diesen Verleger-Web2.0-Hickhack doch schon eine Weile. Nicht sonderlich intensiv, sondern eher so das, was mir gerade entgegen twittert oder buzzt.

Fuer mich reduziert sich das immer wieder auf eine einzige Frage:
*"Wollen* die Verleger nicht verstehen, wie das Internet (Web2.0) funktioniert, oder *koennen* die das ganz einfach nicht?" 

Klar ist das ein saubloedes Gefuehl, wenn man am Bahnsteig steht und nur noch die roten Schlussleuchten von dem Zug sieht, der gerade eben abgefahren ist, weil man sich im warmen Bett noch einmal rumgedreht hat.

Woraus schlussfolgern die Verleger, dass es fuer ihresgleichen eine eigens abgesicherte Gleisanlage mit selbstbestimmenden Ankunfts und Abfahrtszeiten geben muss?

Seit wann gibt es denn eine Ueberlebensgarantie fuer Institutionen, die den Anschluss verpennt, oder ihr Konzept in den Sand gesetzt haben? - Ok. fuer Banken gibt es die. Das haben wir mittlerweile lernen muessen.

Wer in der ersten grossen Interneteuphorie seine Inhalte unter dem Gedanken "Jetzt sind wir auch dabei. Jetzt sind wir auch wer im Netz!" kostenlos fuer jedermann veroeffentlicht hat, darf sich nicht wundern, wenn die Nutzer abspringen, weil sie ploetzlich dafuer zahlen sollen.

Wer sich jahrzehntelang auf Grund seiner Monopolstellung eine diamantbestezte, massivgoldene Nase mit hoffnungslos ueberteuerten Anzeigen erpresst hat, muss sich nicht wundern, wenn die Inserenten mit wehenden Fahnen auf andere, kostenguenstigere oder gar kostenlose Plattformen hinueber springen. Und zwar erst recht waehrend der (bergab) Fahrt.

Facebook ist nicht unbedingt meine Freund.
Aber: wenn ich Facebook waere, wuerde ich den Verlegern was husten und, wie oben schon angeklungen, den Spiess ganz einfach umdrehen.

Im uebrigen ist das doch zwischen Verleger und Facebook exakt die Situation wie zwischen Handwerker und Zeitung.

Der Handwerker moechte mehr Kunden. Deshalb inseriert in der Zeitung. Dafuer zahlt er! Fertig.
Verleger moechten mehr Nutzer. Deshalb stellen sie Inhalte bei Facebook ein. Dafuer muessten sie genaugenommen zahlen. Auch fertig!

Oder ist auch nur ein einziger Fall bekannt, in dem eine Zeitung Provision an einen Handwerker gezahlt hat/zahlen musste, weil der seine Dienste in ihrem Kaeseblaettchen erfolgreich angeboten hat?

Schliesslich koennte der Handwerker ja argumentieren, dass der Zeitungsleser die Zeitung nur deshalb mit seinem guten Geld gekauft hat, um den Handwerker zu finden; nicht um zu erfahren, dass Ur-Ur-Oma Hedwig heute ihren 103. Geburtstag feiert.
Also!

Posted via email from pillepalle und so

1 Kommentar:

Jens hat gesagt…

"Wer in der ersten grossen Interneteuphorie seine Inhalte unter dem Gedanken "Jetzt sind wir auch dabei. Jetzt sind wir auch wer im Netz!" kostenlos fuer jedermann veroeffentlicht hat, darf sich nicht wundern, wenn die Nutzer abspringen, weil sie ploetzlich dafuer zahlen sollen." - absolut richtig!

Die Verleger wundern sich auf einmal, dass niemand zahlen möchte und machen dafür Facebook und Google verantwortlich. Und das ganze lächerlicherweise während sie aktiv zumindest Google zur Werbung benutzten. Ich glaube die Verleger können die Idee vom Web 2.0 noch nicht so ganz erfassen und bis es soweit ist, klagen und weinen sie halt weiter..